Paschto Literatur

 

A. Allgemeines, historischer Überblick (Epochen, Gattungen, Stilistik)

 

Das Paschto, bzw. Paʂto[1] nimmt unter den modernen iranischen Sprachen sowohl linguistisch als auch literaturwissenschaftlich betrachtet einen wichtigen Platz ein. Gemessen an seiner Sprecherzahl steht Paʂto zusammen mit dem Kurdischen direkt nach dem Neupersischen[2], und ist gleichzeitig der wichtigste Vertreter der neuostiranischen Sprachen[3], gemessen an der Zahl der Muttersprachler und geographischen Ausdehnung des Sprechergebietes.

Nachdem Neupersischen ist es wiederum das Paʂto, dass gegenüber allen übrigen iranischen Sprachen die längste schriftliche Literaturtradition und dabei eine große Zahl von produktiven Autoren vorweisen kann[4].

 

Zur Einteilung der literarischen Epochen

 

Der Begründer der afghanischen Literaturwissenschaft, Abdulḥay Ḥabibi, teilte die paschtunische Literaturgeschichte in vier Epochen, die erste Epoche beinhalte die Zeit vor dem Islam, die zweite bis zum Jahr 1591/92, die dritte Epoche bis zum Jahr Jahr 1883, und die vierte Epoche bis heute. Eine Einteilung in fünf Epochen liegt von Ṣadīqullah Rištīn vor, die sich nach den Regierunsgzeiten einzelner Dynastien orientiert. Dagegen sprechen sich Ruhī (2000) und Hewādmal (1999) für eine Dreiteilung der Epochen der Paʂto-Literatur aus. Die „alte Epoche“ nimmt ihren Anfang im achten Jahrhundert mit Amīr Krōṛ und seinem im Pәṭa Xazāna enthaltenen Gedicht und endet im 16.Jahrhundert mit dem Erscheinen von Bāyazīd Anṣarī. Die „mittlere Epoche“ dauert vom 16-20 Jahrhundert und umfasst alle klassischen Dichter und Autoren des Paʂto. Die „neue Epoche“ bezieht sich auf die moderne Literatur des 20. jahrhunderts bis heute[5].

Beginn und Ursprungs einer Literatur auf Paʂto lassen sich nicht mit Sicherheit bestimmen. Zwei Texte jedoch werden von afghanischen Wissenschaftlern immer wieder herangezogen um ein möglichst hohes Alter für eine schriftliche Literatur auf Paʂto zu beweisen: Das „Taẕkira ul-Awliyā' “ („Memoiren der Heiligen“) des Sulaymān Mākō datiert auf das Jahr 1216 und die Gedichtsammlung „Pәṭa Xazāna“ („ Verborgener Schatz“), von Muḥammad Hōtak, der im Jahre 1763 seine Sammlung alter Paʂto-Gedichte abgeschlossen hat. Beide Texte wurden zuerst von Abdulḥay Ḥabibi entdeckt und publiziert ( Pәṭa Xazāna, 1944; Taẕkira ul-Awliyā', 1941). Die Echtheit beider Werke wurde mehrfach in Frage gestellt[6]. Ein Blick auf die existierenden Handschriften zeigt, dass es sich entweder um späte Kopien des 19/20. Jahrhunderts handelt ( Im Falle des Pәṭa Xazāna stammt die von Ḥabibi gebrauchte Handschrift von Abdul'alī Āḥũndzāda Ḥālūzay Kākǝṛ aus dem frühen 20. Jahrhundert) oder um Handschriften unklarer Herkunft (wie im Falle des Taẕkira ul-Awliyā', siehe Faksimile in „Taẕkira ul-Awliyā' dә Sulaymān Mākō“, 2000).

Die Zeitangaben (z.B. Amīr Krōṛ, der um 750 In Ġōr geherrscht haben soll) sind vermutlich nicht zuverlässig bzw. legendarisch, und der arabisch-persische Einfluss auf die Sprache der Gedichte zeigt uns eine entwickelte Literatursprache, dennoch wäre es überstürzt von einer „Fälschung“ zu sprechen. In lexikalischer Hinsicht sind beide Werke altertümlich, was den Schluss zulässt, dass diese Texte zwar in später Zeit geschrieben wurden (17-18. Jahrhundert) , jedoch auf (vielleicht mündlichen) älteren Überlieferungen basieren, die ansonsten untergegangen sind[7]. Einen Überblick über die z.T. diversen Ansichten afghanischer und westlicher Wissenschaftler zum Pәṭa Xazāna liefert Hewādmal (1996, 36-94). Morgenstierne hat bei einem späten Besuch in Afghanistan im jahre 1975 sich letztmalig zum Pәṭa Xazāna geäußert und kam zu dem Schluss“...daß manche darin enthaltenen Wörter etymologisch gesehen den altiranischen Sprachen zugeordnet werden können. Hätte Ḥabibi dieses Buch gefälscht, hätten diese Wörter nicht in dieser Form auftauchen können, denn Ḥabibi konnte unmöglich Lautgestalt und Bedeutung der Wörter in ihrer historischen Dimension gekannt haben[8].

Ein Blick in den Wortbestand des Pәṭa Xazāna bestätigt diese Ansicht Morgenstiernes, so dass man in zukünftigen Arbeiten zur Paʂto-Literatur von einer, wenn auch nur bruchstückhaft belegten „alten Epoche“ vor dem 16. Jahrhundert ausgehen muss[9].

 

Ein drittes Werk, das Prosawerk „Daftar“ von Šeyḥ Malī, wird von westlichen Forschern als das älteste Stück Paʂto-Literatur bezeichnet[10]. Das Werk selbst ist jedoch verschollen und ist uns nur über Erwähnungen in Werken des 16. und 17. Jahrhunderts bekannt.Ältere afghanische Quellen sprechen oftmals von 1417 als Datum seiner Entstehung während zuletzt Muḥammad Nawāz Ḫān Ṭāir in seiner Studie zu „Tawārīḥ Ḫāfiẓ Raḥmat Ḫānī“ zu dem Ergebnis kommt, dass das „Daftar“ um 1523 geschrieben worden sein muss[11].

 

„Die mittlere bzw. klassische Epoche“

Der Untergang der paschtunischen Lodi-Dynastie im Zuge der Schlacht von Panipat 1526 und die Ausdehnung der Moġūlherrschaft über große Teile Indiens, des heutigen Pakistans und Afghanistans führte zu einer großen sozialpolitischen Umwälzung unter den paschtunischen Stämmen, die z.T. in das Feudalsystem (Manṣab-System) eingegliedert wurden. Wanderungen und Verteibungen legten den Nährboden für die Entstehung mystisch bzw. sufistisch orientierter Bewegungen deren in mehrerlei Hinsicht wichtigster Vertreter die Rawšānī-Bewegung unter Bāyazīd Anṣarī ( 1519/20-1577) gelten darf. Der aus Kāṇīguram stammende gebürtige Ōrmuṛ Anṣarī bzw. Pīr Rawšān steht am Anfang eines produktiven literarischen Schaffens unter Anhängern wie Gegnern.

Zu seinen wichtigsten Werken zählen zweiffellos „ Dǝ rasm ul-ḫaṭ risāla“ („Aufsatz zur Orthographie“) und „ Xeyr ul-bayān“ („Die beste Rede“), wobei ersteres eine Aufsatz über Regeln der Paʂto-Orthographie darstellt (und im Falle der Berliner Handschrift das erste Kapitel des „Xeyr ul-bayān“ ausmacht) und zweiteres die grundlegenden theologischen Ansichten Anṣarīs darlegt. Es handelt sich in beiden Fällen um Reimprosa (musağa'), während der afghanische Wissenschaftler Rešād Elemente in naẓm gefunden haben will[12]. Einen Überblick über Leben und Werk Bāyazīd Anṣarīs mit besonderer Berücksichtigung des „ Xeyr ul-bayān“ liefern Andreyev (2010, 93-98) und Hewādmal (1999, 87-95).

Unter den Verwandten und Anhängern des „ Pīr Rawšān“ sind für die weitere Entwicklung der Paʂto-Literatur viele bedeutende Dichter hervor gegangen, an deren Stelle der erste uns bekannte Divan-Autor des Paʂto steht, Arzānī Ḫīškī (ca. 1590/1600), gefolgt von Mīrzā Ḫān Anṣārī (um 1630 gestorben) ,einem Enkel des Bāyazīd Anṣarī. Sein Divan führt viele Symbole und Themen sufistischer Dichtung in das Paʂto ein, was seinem Werk eine besonderen Platz unter den sufistischen Dichtern des Ostens verschafft hat[13]. Ein weiterer stark sufistisch geprägter Dichter der

Rawšān-Bewegung, der in seinen Gedichten in besonderem Maße die Ideen seines Meisters Bāyazīd widergegeben hat, ist Wāṣil Ḫān (gestorben um 1648), von ein Divan und ein „Alifnāma“ erhalten sind[14]. Der Rawšānī-Anhänger und Dichter 'Alī Muḥammad Muḥliṣ ist Autor eines Divans und von „də haqiqat risāla“ über die Lehren von Bāyazīd Anṣarī. Seine Poesie ist in Form und Ausdruck stark von 'Aṭār und Rūmī geprägt, was ihn für die Frage nach Stil- und Genre-entwicklung der Paʂto-Poesie besonders wichtig macht. Unter den bekanntesten Dichtern der Rawšānīyā muss noch Daulat Lwāṇay (um 1658[15]) genannt werden. Er wird neben Mīrzā Ḫān Anṣārī zu den besten Dichtern der Epoche gerechnet[16]. Als erster Dichter in der Literaturgeschichte des Paʂto, hat die Metren von Ḫalīl bin Aḥmad Farāhīdī eingeführt[17].

Das religiös-mystisch geprägte Schrifttum des Bāyazīd Anṣarī und seiner Anhänger rief die Vertreter des orthodoxen Islam auf den Plan, die ihrerseits von ursprünglich religiösen Motiven geleitet, eine rege Schreibtätigkeit aufnahmen. Allen voran ist Aḫund Darwēza Ningrahārī zu nennen, der Autor des gegen Bāyazīd Anṣarī auf Paʂto verfassten „Maḫzan al-Islām“. Ähnlich dem „ Xeyr ul-bayān“ ist es in Reimprosa (musağa') verfasst, enthält jedoch einzelne lyrische Passagen (hauptsächlich Qaṣīden), die z.T. Ein literarisches Novum für die paschtunische Literatur darstellen[18]. Literarisch anspruchsvoller als Darwēza ist das Schaffen seines Sohnes und Schülers Aḫund Karīmdād, Autor eines Alifnāma, das für die Entwicklung des Ghazels in Paʂto wichtig ist.

Neben diesen zwei Hauptströmungen sind noch eine Reihe Dichter zu erwähnen, die inhaltlich von beiden Bewegungen unabhängig tätig waren und von afghanischen Literaturwissenschaftlern in einer dritten Gruppe zusammengefasst werden. Zu diesen ist u.a. der sufistische Dichter Ḫwāğa Muḥammad Bangəʂ (1620-1688) zu zählen, dessen Divan erhalten ist[19].

Daneben finden wir einzelne Gedichte und Verse von Dichtern, deren Werke nicht erhalten geblieben sind im persischgeschriebenen „Ḥālnāma“ von Bāyazīd Anṣarī und Alī Muḥammad Muḥliṣ, einer (Auto)biographie des Begründers der Rawšānīyā-Bewegung, und in Aḫund Darwēzas Werken.

Die Anhänger des Bāyazīd Anṣarī und seine Gegner unter Aḫund Darwēza haben am Anfang eines greifbaren literarischen Schaffens auf Paʂto folgende Neuerungen in Bezug auf Gattungen, Stil und Inhalte eingebracht:

Die Reimprosa als literarische Gattung steht in der Blüte und dient als Grundlage von Paʂto-Werken wie „Xeyr ul-bayān“ und „Maḫzan al-Islām“ .

In der Lyrik finden sich folgende Gattungen: ghazal, qaṣīda, rubā'ī, manawī, qaṭ'ī, , murabbe', muḫamis und drē gūnē.

Inhaltlich sind die literarischen Werke sehr stark sufistisch bzw. religiös-orthodox geprägt. Sowohl Prosawerke als auch lyrische Werke verfolgen das Ziel eigene religiöse Vorstellungen zu verbreiten, bzw. theologische Ansichten zu unterrichten.

Gleichzeitig erlebt die Paʂto-Literatur den Beginn einer regen Übersetzung arabischer und persischer Texte in das Paʂto (u.a. Ḫulāṣe-ye Kīdānī, Ḫulāṣe-ye Islām) bzw. wurden paschtunische Werke nach arabisch-persischen Vorbildern verfasst (u.a. Maḫzan).

Eine Einführung in englischer Sprache liefert Andreyev (2010, 89-107) und Hewādmal auf Paʂto (1999, 87-134).

 

„ Ḫušāl Ḫān Ḫaṭak und weitere Dichter seines Clans“

Der paschtunische Stammesfürst Ḫušāl Ḫān Ḫaṭak (1613-1689) ist eine sowohl politisch als auch literarisch betrachte bedeutende Persönlichkeit. Ḫušāl Ḫān, der in der Zeit von Šāh Ğahān (1592-1666) zuerst als Militär in Diensten der Moġūl stand, scheiterte in seinem Aufstand gegen Aurangzēb (1618-1707) die Paschtunen zum Kampf zu bewegen, erlangte aber als einzigartiger Dichter bedeutenden Ruhm für die weitere Entwicklung der Paʂto-Literatur. Sein Beitrag für Prosa und Poesie ist was Gattungen, Stil und Inhalte angeht einzigartig zu nennen. Afghanische Literaturwissenschaftler irren sich nicht, wenn sie sagen, dass Ḫušāl Ḫāns Gedichte sich in ihrer Schönheit mit den anderen Literaturen der Region messen können.

Zu seinen wichtigsten Werken gehören u.a. sein Divan, „firāqnāma“ (in manawī geschriebenes Werk, das während seiner Zeit in moġūlischer Herrschaft in Ranthabūr um 1664 entstand; diese Sammlung von Gedichten verschiedener Gattung ist eine poetische Auseinandersetzung mit den politisch-sozialen Umständen seiner Zeit und ist einerseits von tiefer Sehnsucht und Heimatliebe, anderseits von der Klage über die Menschen seiner Zeit geprägt), „dastārnāma“ (1665 in Ranthabūr geschrieben, es ist eine Art Fürstenspiegel, der zur Erziehungen von Edelleuten dienen sollte, in zwei Abschnitten werden 20 Künste und 20 Tugenden, deinen einen ideale Herrscher ausmachen vorgestellt; nach Meinung von Nawāz Ḫān Ṭāir gehört es zu den wichtigsten dreihundert Werken orientalischer Literatur), „faẓlnāma“ (um 1678 abgeschlossen; eine Einführung in religiöse Pflichten und theologische Anschauungen), „bāznāma“ ( ein Jagdbuch über Erziehung und Jagd mit diversen Jagdvögeln), „fālnāma“ ( über die Wahrsagerei), „Swātnāma“ ( eine Sammlung von Gedichten über Ḫušāl Ḫāns Feldzug im Swāt-Tal, mit vielen Details zur Lage, Umwelt , Kultur und Tradtition der Region); daneben existieren weitere Werke auch in Prosa wie das Prosawerk „Janjerǝy“ zur Orthographie des Paʂto, ein persischer Divan und Übersetzungen anderer Texte ins Paʂto (z.B. Aḫlāqnāma)[20].

Ḫušāl Ḫān Ḫaṭak hat inhaltlich als auch formell die paschtunische Literatur entscheidend geprägt.

Der Ghazel erlebt unter ihm eine Entfaltung um viele vorher unbekannte Themen, u.a. erotische Liebes- und Weingedichte, philosophische Betrachtungen, Naturbeschreibungen.

Vorher für das Paʂto unbekannte Gattungen wie safarnāma, bāznāma und andere finden Eingang in die Sprache.

Inhaltlich erkennen wir eine noch nicht dagewesene Zuwendung zu paschtunischen Themen und die kritische Beschreibung der historischen und politischen Umstände der Zeit (besonders der Moġūlherrschaft). Daneben werden aus der persischen Dichtung bekannte poetische Bilder auch für die Paʂto-Poesie durchgesetzt.

Unter Ḫušāl Ḫān Ḫaṭaks Söhnen und Enkeln ist eine lange Reihe bedeutender Dichter und Autoren hervorgegangen, deren wichtigsten Vertreter kurz Erwähnung finden sollen:

Abdulqādir Ḫān Ḫaṭak (1653-1714?), ein Sohn Ḫušāl Ḫāns, und Anhänger des Naqšbandī-Ordens. Sein wichtigstes lyrisches Werk sein sein Divan. Daneben hat Abdulqādir Ḫān erstmalig Sa'adīs Gulistān ins Paʂto unter den Titel „Guldastī“ übertragen.

Ašraf Ḫān „Hiğrī“ Ḫaṭak (1634-1694),der als vortrefflicher Ghazeldichter gilt, und Sikandar Ḫān Ḫaṭak (1657-1704?), Autor eines Divans und der manẓūmaLeylī au Mağnūn“ (ca. 1679), die erste lyrische Bearbeitung dieses Stoffes auf Paʂto. Weitere kleinere Werke von Sikandar sind die in manawī gehaltenen Werke wie u.a. „Pandnāma“ und „Yūsuf au Zuleyḫā“.

Ein weiterer Literatensohn Ḫušāl Ḫāns ist Ṣadr Ḫān (1654-1712?[21]), der Autor verschiedener manẓūma ist u.a. das auf afghanischen Volksmärchen beruhende „ Ādam Ḫān Durḫānəy“ (um 1706) und „dǝ Dilī Šahū“ (1698).

Als Chronist der bewegten Geschichte seines Stammes und seine Großvaters ist noch Afẓal Ḫān (ca. 1664-1748) zu erwähnen, Autor der zwischen 1708/10- 1723 entstandenen „tārīḫ-e muraṣṣa'“ und weiterer z.T. Aus dem Persischen übersetzten Werke.

Die literarische Schule Ḫušāl Ḫān Ḫaṭaks, die von Söhnen und Enkeln wie Abdulqādir Ḫān Ḫaṭak und Afẓal Ḫān fortgesetzt wurde brachte viele Neuerungen:

Was Gedichtgattungen angeht wurden Musadis, Muamin, Mu'ašr, Tarkib-e band, Tarğī'-e band, tarkib-eband-e ẕū al-Qāfīteyn für das Paʂto eingeführt.

Inhaltlich wandte man sich historischen, gesellschaftlichen und politischen Problemen der Zeit zu. Gleichzeitig führt die rege Übersetzungen aus dem Persischen und auch den indischen Sprachen zu einer Bereicherung der paschtunischen Literatur durch neue literarische Stoffe und Themen. Im Bereich der Prosa beginnt mit „tārīḫ-e muraṣṣa'“ die Zuwendung zur eigenen historischen Vergangenheit.

Eine umfassende Einführung in Leben und Werk des Ḫušāl Ḫān Ḫaṭak liefert Pelevin, (auf Russisch) „Khushhal Khan Khatak (1613-1689): the beginning of Afghan national poetry“ (2001), auf Paʂto siehe u.a. Hewādmal (1999, 134-173).

 

Raḥmān Bābā

 

Neben Ḫušāl Ḫān Ḫaṭak ragt ein paschtunischer Dichter wie eine Säule in der Geschichte der Paʂto-Literatur empor, der wie kein zweiter Poet bis heute auch im historischen Bewusstsein der Paschtunen eine große Rolle spielt: Abdurraḥmān Momand auch bekannt als Raḥmān Bābā (1642-1716/ bzw. 1650-1715?)[22].Sein Divan hat unter den Paschtunen denselben Stellenwert wie der Divan des Ḥāfeẓ im Iran[23]. Raḥmān Bābā war ein Sufi, und so ist sein Werk geprägt von sufistischen Gedanken und Motiven, dabei bedient sich seine Sprache Einflüssen der Volksliteratur und hat somit für die paschtunische Literatur einen neuen Stil geschaffen. In Raḥmān Bābās Nachfolge haben sowohl Schüler als auch Dichter anderer Regionen und späterer Jahrhunderte seinen Stil kopiert.Besondere Wichtigkeit hat hierbei Yūnus Ḫaibarī (1687/8-1727?), der wie sein Meister neben klassischen poetischen Formen auch Gedichte nach volkstümlichen Vorbildern verfasste[24]. Das literarische Erbe von Raḥmān Bābā blieb bis weit ins Ende des 19.Jahrhundert sehr lebendig, so stehen u.a. der aus dem Swāt stammende Dichter Abdul'aẓīm (1753-1837) und Šād Muḥammad Ḫān (um 1890) ganz in dessen dichterischer Tradition.

Die literarische Epoche Raḥmān Bābās und seiner Schüler hat folgende Neuerungen für die Paʂto-Literatur zur Folge:

Die Dichter des frühen 18. jahrhunderts zeigen eine große Produktivität, so dass die Mass uns überlieferter Paʂto-Divane beginnend aus dieser Zeit aus dem 18. Jahrhundert stammen. Was Gedichtgattungen angeht, so hat die Stilrichtung von Raḥmān Bābā und Yūnus Ḫaibarī keine Neuerungen hervorgebracht. Die Qaṣīda als Gattung wird vernachlässigt während der Ghazel in seiner Blüte steht, so dass die Zeit um 1700 als Blütezeit des paschtunischen Ghazels unter afghanischen Forschern gilt. Inhaltlich wenden sich die zumeist verschiedenen Sufiorden zugehörigen Dichter als Thematik der göttlichen Liebe zu[25]. Eine Einzeluntersuchung zu Raḥmān Bābā liegt bis heute in westlichen Sprachen nicht vor, es existieren aber zwei Übersetzungsarbeiten in englischer Sprache, die als geeignete Arbeitsgrundlage dienen könnten: R.Samson. The Poetry of Rahman Baba (2005) und Enevoldsen. Selections from Rahman Baba (1977).

 

Hofdichtung und Indischer Stil

 

In den ersten zweihundert Jahren war die klassische Literatur auf Paʂto eine Literatur mystischer Bewegungen ( Pīr Rawšān u.a.), religiöser Gelehrter ( Aḫund Darwēza), bzw. einzelner Personen ( Ḫušāl Ḫān Ḫaṭak). Der Paʂto-Literatur fehlte eine Förderung durch einen Hof, wie es etwa im Falle des Persischen der Fall war. Nach dem Untergang der Lodi-Dynastie (1526) gerieten die von Paschtunen besiedelten Gebiete unter den Einfluss der großen Imperien ihrer Zeit, im Osten der Moġūl und im Westen um Kandahār herum der Safawiden. Die feste Etablierung des Persischen als Hof- und Verwaltungssprache und das Fehlen einer paschtunischen Zentralherrschaft machten es der weiteren Entwicklung des Paʂto als Literatursprache nicht einfach.

Die änderte sich erst im 18. Jahrhundert: Der Sieg des Mīrwais Hōtak über safawidischen Truppen bei Kandahār (1707) legte den Grundstein für die Errichtung der paschtunischen Hōtakidenherrschaft von Maḥmūd und Ašraf Ġelzay über Teile Afghanistans und den Safawidenthron nach der Eroberung von Isfahan (1722). Der Feldzug Nādir Afšārs setzte diesem kaum im Entstehen begriffenen paschtunischen Staat ein jähes Ende. Der afghanischen Überlieferung folgend waren sowohl Angehörige des Hofes unter Mīrwais Hōtak und Maḥmūd und Ašraf Ġelzay literarisch aktiv, als auch Mitglieder der herrschenden Familien. Das Pәṭa Xazāna ist ein eindrucksvolles Zeugnis für Beschäftigung und Bewahrung der eigenen Kultur[26]. Besondere Erwähnung verdient die Entstehung der Gattung Hamāsa unter den Hōtakiden, von denen leider nur Fragmente erhalten geblieben sind: „ Maḥmūdnāma“ von Rīdī Ḫān Momand (entstanden um 1723), als Mitglied des Isfahanfeldzuges, war er Augenzeuge der Ereignisse und gibt die Sichtweise der Ġelzay wieder. Dieses in manawī geschriebene Werk ist nur fragmentarisch überliefert (enthalten sind die Passagen von von der Schlacht um Kandahār), während ein zweites Fragment das „ Hōtaknāma“ von Abdulġufār Hōtak (um 1762-92) die Kriege der Ġelzay bis zum Beginn des Konfliktes zwischen Ašraf Ġelzay und den Osmanen schildert (1726). Zwei kurze Texteditionen mit Beschreibungen der Manuskripte liefert Rafī' (2000).

Ende des 17. und zu Anfang des 18. Jahrhunderts erlebte der Indische Stil der persischen Dichtung seinen Durchbruch auch in der Paʂto-Literatur. Sein wichtigster Vertreter ist der Dichter 'Abdulḥamīd Momand (Ende 17. jahrhundert-1732?), dessen Divan als klassisches Beispiel für den Ghazel des Indischen Stils steht. Daneben hat sich Abdulḥamīd durch die Übersetzung von „Nīrang-e 'Išq“ des Maulānā Ġanīmat Kanğāhī und von Halālī Čaġatāī „Šāh wa Darwīš“ ins Paʂto hervorgetan. Im 18. Jahrhundert verbreitete sich der Indische Stil unter den paschtunischen Dichtern sowohl in Kandahār, im Osten des paschtunischen Siedlungsgebietes als auch in Indien[27]. Im Folgenden soll eine kurze Auswahl der wichtigsten Paʂto-Dichter des Indischen Stils vorgestellt werden:

Qalandar Yūsufzay (bis ca. 1750), der zu den direkten Anhängern von 'Abdulḥamīd Momands Stil gehört, Kāmgar Ḫān Ḫaṭak (gestorben 1751), ein Urenkel von Ḫušāl Ḫān ; Als Vollender und Höhepunkt des Indischen Stils auf Paʂto gilt ein weiterer Urenkel von Ḫušāl Ḫān, der Dichter Kāẓim Ḫān Šeydā (1747/1754- 1780). Sein Divan besteht zum Großteil aus Ghazelen, zeichnete sich aber dadurch aus, dass Šeydā selbst ein Prosavorwort auf Paʂto verfasste, das für die weitere Entwicklung der Paʂto-Prosa von Bedeutung ist. Neben von der Naqšbandīya beeinflussten Gedichten verweist Šeydā wiederholt auf historische und gesellschaftliche Umstände seiner Zeit, dies tut er in einer Sprache die von modernen Dichter des Paʂto als vollendet angesehen wurde[28].

In Kandahār hielt sich die Tradition des Indischen Stils bis ins 20. Jahrhundert hinein, von Seyd Ġulām Aḥmad (1704- ?), der Autor eines paschtunischen „Sāqīnāma“ bis hin zu Sardār Muḥammad Ṯarzī (1829-1900)[29].

Die Paʂto-Literatur gelangte in der Zeit von Aḥmad Šāh Durrani ( 1747-1772) zu ihrem Höhepunkt: in dieser Zeit wurde das Paʂto als Hofsprache dem Vorbild des Persischen am Moġūlhof entsprechend etabliert . Nicht nur als Förderer paschtunischer und persischer Autoren und Gelehrter, und Initiator für Paʂto-Studien ( Aḥmad Šāh ließ den Dichter Pīr Muḥammad Kākǝṛ eine Paʂto-Grammatik „ Mu'arifat al-afġānī“ für den Hof schreiben)[30], auch als königlicher Dichter und Autor eines Divans ist Aḥmad Šāh Durrani unter seinen Zeitgenossen hervorzuheben.

Unter den Mitgliedern seiner Familie, die auf Paʂto schrieben ist u..a sein Sohn und Nachfolger in der Königsfolge, Tīmūr Šāh (1773-1792), und der siebte Sohn Tīmūrs, Šāh Šuğā' ( 1783-1842)[31].

Einer der bedeutendsten dichterischen Persönlichkeiten des Hofes von Kandahār war der Dichter Pīr Muḥammad Kākǝṛ (1717?-1801), dessen poetisches Werk im Indischen Stil eine Reihe von Anhängern und Nachahmern gewann wie etwa Šamsuddīn Kākǝṛ (um 1822). In dieser Zeit entstand eine weitere epische Dichtung von Rang,die Hamāsa „ Aḥmad Šāhī Šāhnāma“ des Dichters und Kampfgefährten des Aḥmad Šāh, des Hāfiẕ Gul Muḥammad Marğūzay ( 1714-?), die ausgehend von frühen Ereignissen aus dem Leben des Herrschers die Kriege gegen Sikhs und Rajputen schildert. Das Werk entstand im Auftrag Aḥmad Šāhs und stellt eine in manawī geschriebene Kriegschronik dar[32].

Die Hofdichtung unter Aḥmad Šāh folgt den Vorbildern des paschtunischen Indischen Stils, seine Bedeutung liegt abgesehen vom „Aḥmad Šāhī Šāhnāma“ als wichtigem Beitrag zur weiteren Entwicklung einer epischen Literatur ( Hamāsa), in der Pflege des Paʂto als Hof- und Literatursprache. Inhaltlich zeigt die Poesie Pīr Muḥammad Kākǝṛ und seiner Nachfolger eine Zuwendung zu Naturszenen, höfischer Liebe und Herrscherlob[33].

Dieser für die Geschichte der Paʂto-Literatur so wichtige Abschnitt wurde von westlichen Wissenschaftlern noch nicht erschlossen, so dass paschtunische Quellen herangezogen werden müssen. Neben der Überblicksdarstellung bei Hewādmal (1999, 236-246) sind Textausgaben der grundlegenden Werke heranzuziehen: Muwaḥid. Aḥmad Šāh Bābā Divan (1999), und M. M. Hōtak. Aḥmad Šāhī Šāhnāma (2008).

 

 

Die moderne Epoche der Paʂto-Literatur

 

Wie auch im Iran führte der Einfluss westlicher Literaturen zur Übernahme neuer literarischer Gattungen auch für das Paʂto-Literatur. Die Frage ab wann wir von einer modernen Paʂto-Literatur sprechen können wurde unter afghanischen Forschern verschiedentlich diskutiert. Muḥammad Ṣadiq Ruhī zufolge beginnt das moderne Zeitalter der paschtunischen Literatur 1910 bzw. 1911 mit dem Druck der Zeitschrift „Afġān“ im Osten des Paschtunengebietes und in Afghanistan mit der zweiten Ausgabe von „Sirāğ al-Aḫbār“ (Kabul 1911). Die Besonderheit liegt hierbei in der Übernahme literarischer Formen wie u.a. der Kurzgeschichte.

Die moderne Literatur auf Paʂto unterliegt wiederum einer Dreiteilung ( Ruhī) in folgende Epochen:

Die Epoche „rauʂāntīyā“ („Zeitalter der Erleuchtung“) ca. 1910/11- 1940er, fällt zusammen mit den ersten Modernisierungsversuchen unter Amīr Ḥabībullah, der Rückkehr von exilierten und im Ausland studierten Afghanen und damit dem Einbruch westlicher Gedanken (Begrenzung der königlichen Macht, Erstellung eines Grundgesetzes etc.). Die wichtigsten Vertreter dieser Epoche sind u.a. Maulawī Ṣāliḥ Muḥmmad Kandahārī (1890-1960), Ġulām Muḥīuddīn Afġān ( 1862-1920), 'Abdul'alī Mustaġnī (1876-1933), der berühmteste Dichter dieser Epoche, 'Abdulhādī Dāwī (1893-1982), Maulawī 'Abdulwāse' Kandahārī (1873-1931) und Mullā 'Abdulbāqī Kākǝṛ (1853-1925), Autor eines langen Manawī auf Paʂto ( Tahẕīb alwāğibāt fī taḫrīb al-'ādāt).

Das literarische Schaffen dieser Zeit ist in großem Umfang noch an klassische Modelle angelehnt und im Schwerpunkt poetisch; die Besonderheit liegt in der inhaltlichen Aufbruchstimmung, und neuer Ideale (Freiheit, Unabhängigkeit, Modernisierung).

 

Die Epoche „wīʂtīyā“ (Erwachen), 1940er-1970er, ist die zweite Epoche moderner Literatur auf Paʂto. Die politisch-gesellschaftlichen Umstürze der 30er und 40er (Absetzung König Amanullahs 1929) , die Beeinflussung durch westliche Bewegungen (Nationalismus) und die Förderung der Paʂto-Sprache und Literatur (u.a. Gründung der Paʂto Ṭolǝna 1937) brachten eine neue Generation von Literaten hervor. Die enge Verbindung dieser Schriftsteller mit der politischen Bewegung der „wīʂ zalmīān“ (wache Jungen) ließ Gedichte und Prosa mit einem gesellschaftlich-politischen Schwerpunkt entstehen.

Eine Auswahl der wichtigsten Persönlichkeiten dieser Zeit sind u.a. Gul Pāčā Ulfat ( 1908-1977), der als Anführer der „wīʂtīyā“ gilt, Abdulḥay Ḥabibi (1910-1984), Prosaschriftsteller und Begründer einer afghanischen Sprach- und Literaturwissenschaft, Abdurra'uf Bīnawā (1914-1984), Dichter und Prosaschriftsteller, zu seinen wichtigsten Werken gehören u.a. die Gedichtsammlungen „ prīšāna afkār“ („bereunde Gedanken“) und „dǝ hask peġla“.

Ein bedeutender Romanautor ist Sa'aduddīn Špūn (1933-), zu dessen besten Werken die Erzählung „Spīn Tāṇay“ („ Weißer Sperling“) und seine Autobiographie „Wu na wu yau Špūn wu“ („ es war einmal ein Hirte ( Špūn)“) zählen, der Poet 'Abdulbārī Ğahānī ( 1948-), zu dessen wichtigsten Werken die Gedichtsammlung „wrǝka mīna“ („verlorene Liebe“) zählt, des weiteren die als Schriftsteller und Wissenschaftler tätigen Abdul-Šukur Rešād (1921-) und Ṣadīqullah Riʂtīn ( 1919-1998) und der Volksdichter Malang Ğān ( 1914-1957).

In dieser Epoche erleben literarische Gattungen wie Kurzgeschichte, Drama, Satire und Essay eine Blüte. Inhaltlich sind die meisten Werke vom kritischen Realismus geprägt[34].

Die dritte Epoche die bis heute andauert ist die Epoche „awǝʂtūn“ („Aufbruch“), der Beginn von Ruhī mit dem ersten Gründungskongress der DVPA (Demokratische Volkspartei Afghanistan) in Kabul im Jahre 1965 angesetzt wird[35]. Die Literatur der 70er und 80er ist stark politisch ausgerichtet bezeichnet werden, wobei marxistisches Gedankengut wie etwa Klassenkampf und Hervorhebung der Arbeiter- und Bauernklasse eine große Rolle spielt. Die Paʂto-Literatur der 90er bis heute ist in eine Phase des Pluralismus übergegangen, in der nationalistische, humanistische und islamische Einflüsse nebeneinander existieren[36].Zu den bedeutenden Autoren dieser Epoche gehören u.a. Ṣadīq Kāwūn (1954-), Isḥāq Nangyāl (1956-) und Afẓal Ṭakōṛ , Dichter, die neben freien Gedichten den Ghazel wiederbelebt haben, Amīn Afġānpūr (1947-1998), Baryālay Bāğawṛay (1957-) und Zarīn Anzōr (1956-) allesamt Vertreter für die Gattung Kurzgeschichte; Kātib Pācūn, Autor von satirischen Werken.

Unter den in Pakistan lebenden Paschtunen hat sich seit dem frühen 20. Jahrhundert eine ebenso produktive Literatur entwickelte, die sich unter dem Einfluss des Englischen und des Urdu entwickelt hat[37]. Die wichtigsten Autoren unter den Paschtunen im Osten sind u.a. Ḥamza Šīnwārī (1907-1994), Ağmal Ḫaṭak (1925-), und 'Abdulġanī Ḫān Ġanī (1914-1996)[38].

In der dritten Epoche der modernen Paʂto-Literatur wird eine große Bandbreite literarischer Genre erschlossen, vor allem Satire und Romanerzählungen gewinnen an Bedeutung; Die Kurzgeschichte bleibt dennoch die wichtigste Form der Prosa, während im Bereich der Poesie klassische Stilformen wie der Ghazel eine Wiederbelebung erfahren[39].

Wissenschaftlich hat die moderne Paʂto-Literatur noch nicht in genügendem Maße eine Würdigung erhalten, was auch den in Afghanistan herrschenden politischen Umständen geschuldet sein mag. Einen kurzen Überblick auf Englisch liefert Bartlotti (2010). Eine Einzelstudie zu Ḥamza Šīnwārī liegt vor von Afridi. Amir Hamza Khan Shinwari: Life and Work (1990). Eine umfangreiche Literaturgeschichte der Moderne auf Paʂto stammt von Ruhī. Dǝ Paʂto adabiyāto tārīḫ, 2. ṭok (2000).

 

 

 

 

B. Forschung

Das Studium der Paʂto-Sprache und Paʂto-Literatur wurde von der Iranistik eher stiefmütterlich behandelt . Ein kurzer Blick auf die Forschungsgeschichte zur Literatur des Paʂto mag dies verdeutlichen.

Im Allgemeinen hat sich bis heute keine eigenständige Paʂto-Literaturwissenschaft im Westen herausgebildet, vielmehr fand eine Beschäftigung mit Autoren und Werken meist im Rahmen linguistischer Studien statt.

Am Anfang steht die Paʂto-Chrestomathie von B. Dorn (1847), die Auszüge aus einer ganzen Reihe klassischer afghanischer Werke enthält, u.a. aus dem „Maḫzan al-Islām“. von Aḫund Darwēza.

Im 19. Jahrhundert haben sich vorallem englische Autoren mit der Literatur auf Paʂto beschäftigt. Es ist zunächst H.G. Raverty (1825-1906) zu nennen, der eines der ersten Wörterbücher und eine Grammatik der Sprache veröffentlicht hat.

Durch seine Arbeiten The Gulshan-i Roh (1860) und Selections from the Poetry of the Afghans, from the Sixteenth to the Ninteenth Century (1862) machte Raverty ein westliches Publikum erstmalig mit Übersetzungen paschtunischer Dichter und ihrer Werke bekannt. Ravertys Leistung darf nicht unterschätzt werden, dennoch handelt es sich bei seiner Bearbeitung der Paʂto-Literatur nicht um eine Literaturgeschichte oder kritische Behandlung von Originalquellen, sondern um Übersetzungen, die Raverty nach eigenen ästhetischen Maßstäben ausgewählt hatte[40]. Raverty wies in seinen Werken wiederholt auf grundlegende Schwierigkeiten seiner Arbeit hin, die bis heute die Arbeit an der Paʂto-Literatur erschweren: Die meisten Werke lagen bzw. liegen nur in Handschriften vor; dementsprechend sind Zugang und Bearbeitung der literarischen Werke bis heute schwierig.

Eine weitere Monographie zur Literatur des Paʂto aus englischer Feder „ Afghan Poetry of the Seventeenth Century, being selections from the poems of Khush Hal Khan Khatak“ (1890) von C.E. Biddulph , setzt sich schwerpunktmäßig mit dem „Kriegerpoeten“ der Pashtunen auseinander während „Chants populaires des Afghans“ (1888-90) von J. Darmesteter, die erste im Westen erschienene Arbeit zur mündlichen Literatur des Paʂto darstellt.

 

Eine Fortsetzung literaturwissenschaftlicher Studien zumPaʂto sind die Arbeiten Morgenstiernes und MacKenzies: Morgenstiernes Aufsatz „Notes on an Old Pashto Manuscript, Containing the Khayr ul-Bayan of Bayazid Ansari“ (1939-40, 566-574) ist die wissenschaftliche Beschreibung und Analyse die zum Xeyr ul-bayān vorliegt. Eine kurze Notiz, wenn auch von Bedeutung, ist Morgenstiernes kurzer Beitrag in „Iranica“ (NTS, 12, 258-71, 1942) unter dem Titel „A Pashto text from the 11th century?“. Es ist der bis heutige einzige beitrag eines westliche Gelehrten zur Frage der Authenzität des „Taẕkira ul-Awliyā' “, dass nach der vorherrschenden Meinung afghanischer Gelehrter das älteste Stück paschtunischer Literatur darstellt. Mit kritischem Verweis auf Orthographie und Sprache des Textes kommt Morgenstierne zu dem Schluss, dass es sich nicht um ein frühes Werk handeln kann, sondern aufgrund gewisser Eigenheiten nachdem 16.Jahrhundert geschrieben worden sein muss. In seinem Aufsatz „ Khushhal Khan, The national poet of the Afghans“ (1960, 49-57) findet sich eine kurze Beschreibung von Werk und Leben des Dichters. MacKenzie als profundem Kenner alter und moderner iranischer Sprachen verdanken wir eine Reihe von Artikeln, die bis heute wichtige Referenzwerke für die Erforschung der Paʂto-Literatur darstellen: In „Pashto Verse“ (1958, 319-333) liefert MacKenzie einen Überblick über die verschiedenen im Paʂto gebräuchlichen Versmaße der mündlichen Literatur (u.a. lanḍәy, bābū lālǝy .) und der schriftlichen Literatur (u.a. γazal, rubā'ī ); „The Xayr al-bayan“ (1964, 134-40) gibt einen Bericht über die bis dato verschollen gegoltene Ms dieses wichtigen Werkes. Nach der Veröffentlichung einer Auswahl von Gedichten aus dem Divān von Ḫušāl Ḫān Ḫaṭak unter dem Titel „poems from the Divan of Khushhal Khan Khattak“ (1965) hat sich MacKenzie noch einmal spät mit dem Aufsatz „The Qasida in Pashto“ (1996) einem Problem paschtunischer Literaturwissenschaftler zugewandt. Während die Erforschung der Literatur auf Paʂto im Westen Europas, abgesehen von Einzeluntersuchungen zum Erliegen kam[41], hat die russische Iranistik seit den 50ern wichtige Beiträge beigesteuert. Die russischen Arbeiten behandeln zumeist einzelne Poeten bzw. literarische Strömungen u.a. von M. G. Aslanov „ Narodnoe dvizhenie roshan i ego otrazhenie v afganskoi literature XVI-XVII ( The Rowshani popular movement and its reflection in the Afghan literature of the 16-17th centuries)“ (1955), bzw. V.V. Kushev „Ob uchasii syna Akhunda Darvezy v literaturnoï deiatel'nosti ottsa ( On the participation of Akhund Darwezahi's son in the literary activity of his father)“ (1969), aber auch Fragen zu Gedichtstruktur und thematischen Tendenzen paschtunische Literatur u.a. A. Mannanov „ Sufisko-panteisticheskoe napravienie afganskoi literature XVI-XVII“ ( Sufi-pantheistic tendency in the Afghan literature of the sixtheenth and seventeenth centuries) (1970) und Dvoriankov „ Strofika poezii pashto (The strophe structure of the Pashto poetry)“ (1973).

Der gegenwärtige Stand westlicher Studien zur Paʂto-Literatur lässt sich schnelle zusammenfassen: Neben den sehr wichtigen Überblicksdarstellungen von S. Andreyev „Pashto Literature: The classical period“, zur klassischen Literatur mit einem besonderen Fokus auf die Raušanī-Epoche und ihre Autoren, „Modern Pashto written literature“ von L. N. Bartlotti und „Pashto oral and popular literature“ von W.Heston (2010) hat sich Mikhail Pelevin um die Paʂto-Literatur verdient gemacht. Pelevin verdanken wir drei besonders wertvolle Monographien zu dem paschtunischen Dichter Ḫušāl Ḫān Ḫaṭak und den literarischen Strömungen des 16-17. Jahrhunderts, zuletzt erschienen „Afghan literature of the Late Middle Ages“ (2010)[42].

Fast unbeeinflusst von der westlichen Forschung hat sich in Afghanistan nachdem Zweiten Weltkrieg angefangen die eigene paschtunische Literatur zu bearbeiten. Wenn auch in manchen Punkten die Herangehensweise manch afghanischer Autoren und Forscher nicht immer den uns bekannten Standards entspricht, so müssen diese Werke als Zeugnis einer nach sich suchenden afghanischen Kultur und Identität von einem Forscher des Paʂto berücksichtigt werden.

 

Ein Grundstein für die Erforschung des Paʂto in Afghanistan war zweifellos die Gründung der Paʂto Ṭolǝna „ Paʂtoakademie“ (1937) im Zuge der Erhebung zur Nationalsprache im Jahre 1936.

Trotz Problemen bei der wissenschaftlichen Methode, der Ausbildung der beschäftigten Wissenschaftler als auch der politischen Zielsetzung der Akademie, wurden im Rahmen der Paʂto Ṭolǝna neben linguistischen Themen auch viele Werke der Paʂto-Literatur ediert und so einem breiteren Publikum zugänglich gemacht.

Unter den bedeutendsten Autoren seien hier stellvertretend einige erwähnt:

Abdulḥay Ḥabibi (1910-1984) veröffentlichte 1946 die überhaupt erste „Geschichte der Paʂto-Literatur“, ein Novum sowohl auf Paʂto als auch in andere Sprachen[43]. Diesem Werk dem ein zweiter Teil folgte (1959) wurde in Folge mehrfach gedruckt und seitens Ḥabibi um viele Abschnitte ergänzt. Es gilt bis heute als opus magnum afghanischer Forschung und wurde von Ḥabibi und seinen Schüler als Unterrichtsgrundlage an der Kabuler Universität benutzt. Inhaltlich widmet sich Ḥabibi jedoch nicht der uns bekannten Paʂto-Literatur ab dem 16.Jahrhundert. Vielmehr versucht Ḥabibi mit den Mitteln der Linguistik das Paʂto im Rahmen des indo-iranischen Sprachzweiges einzuordnen. Große Teile des Werkes bestehen aus einer Überblicksdarstellung der altindo-iranischen Sprachen (Sanskrit, Awestisch, Altpersisch) und wenig geglückten Vergleichen des Paʂto mit dem Altpersischen.

Abdul-Šukur Rešād hat vorallem zu Bāyazīd Anṣarī und der Raušanī-Epoche wichtige Beiträge verfasst, u.a. „Dǝ xeyr ul-bayān tanqidī mutāle'a[44](1988) und „ Dǝ xeyr ul-bayān luġatūna[45] (1997).

Die bis heute umfassendeste Überblicksdarstellung zur Literaturgeschichte des Paʂto lieferte der afghanische Sprach- und Literaturwissenschaftler Zalmay Hewādmal (). Seine Monographie „

Paʂto adabiyāto tārīḫ[46] (1999) stellt eine komplette Einführung in die klassische Paʂto-Literatur des 16-19 Jahrhunderts dar. Autoren und Werke werden den einzelnen Epochen und Strömungen entsprechend vorgestellt und Gattungs- und Stilentwicklungen werden anhand von Einzelbeispielen kritisch diskutiert. Eine Fortsetzung ist „Dǝ Paʂto adabiyāto tārīḫ, 2. ṭok[47] (1999) von Muḥammad Ṣadiq Ruhī (1934-1996) eine Darstellung der modernen Paʂto-Literatur des 20.Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung paschtunischer Autoren in Afghanistan und Pakistan.

 

Den aktuellen Stand der Literaturforschungen zum Paʂto zu bewerten ist schwierig, da der Zugang zu in Afghanistan und Pakistan erschienen Arbeiten immer noch eingeschränkt ist. Während jedoch afghanische Wissenschaftler auch in jüngerer Zeit verschiedene Arbeitsergebnisse vorzeigen können, u.a. der Sammelband „ Farhangyālay Ḫušāl[48] (2010) mit Beiträgen zu diversen Aspekten zu Leben und Werk des Dichters, bleibt eine genauere Erforschung der Literaturgeschichte des Paʂto im Westen nach wie vor ein Desiderat. Hierzu müssten erst ein mal grundlegende Vorarbeiten wie das Zugänglich machen und Edieren der relevanten Handschriften und Texte geleistet werden. Weiterhin müssten die Studien und Forschungsergebnisse von Wissenschaftlern in der Region in eine nähere Betrachtung der Paʂto-Literatur auf jeden Fall miteinbezogen werden um ein besseres Verständnis für die „afghanische“ Sichtweise zu bekommen. Ein Edition der wichtigsten Diwane und Einzelstudien zu den bedeutendsten Dichtern (wie es Pelevin für Ḫušāl Ḫān Ḫaṭak geleistet hat) wäre die wichtige Voraussetzung für die Verfassung einer „Literaturgeschichte des Paʂto“ wie sie Jan Rypka für das Persische vorgelegt hat[49]. Man darf gespannt sein wie James Caron diese Problematik in seiner zu erscheinenden Monographie „A History of Pashto Literature or, Pashto Histories of the world“ (2016) behandelt hat.

 

C. Bibliographie

 

Andreyev, S. „Pashto Literature: The Classical Period“. HPL Oral, 2010, 89-113.

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Aslanov; M. G. „ Narodnoe dvizhenie roshan i ego otrazhenie v afganskoi literature XVI-XVII ( The Rowshani popular movement and its reflection in the Afghan literature of the 16-17th centuries)“ Sovetskoe Vostokovedenie 5, 1955, 121-32.

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Ḫaibarī, Yūnus. Divan. Ed. Ḫidmatgar, A. Kabul, 1977.

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Rešād, A. Š. Dǝ xeyr ul-bayān tanqidī mutāle'a. Peshawar, 1988. [Kritische Lektüre des xeyr ul-bayān]

-. Dǝ xeyr ul-bayān luġatūna. Lahore, 1997. [Die Wörter des xeyr ul-bayān ]

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Wardak, A. Paṭa Xazāna. Wuppertal, 1995



[1]Im Folgenden wird die Transkription des NEVP verwendet.

[2]So u.a. MacKenzie:“ Among modern Iranian languages, other than Persian, Pashto shares pride of place with Kurdish as regards both area of territory and number of speakers“ (MacKenzie, 1959, 231)

[3]Aktuelle Sprecherzahlen, die zuverlässig wären liegen nicht vor. Angaben wie von Andreyev: „ Their numbers are estimated twenty-three million people“ (Andreyev, 2010, 89), oder Cheung: „ Paschto, früher z.T. Als „Afghanisch“ bezeichnet, wurde 1998 (laut Zensus) von etwa 20,5 Millionen Menschen gesprochen.“ (Cheung, 2013, 274), könne nur als Richtwerte angenommen werden. Zahlenangaben in der älteren Literatur, z.B. Skjærvø (1989, 402) sind gänzlich veraltet. Der Kriegssituation in Afghanistan geschuldet, sowie der Tatsache, dass für die paschtunische Population in Pakistan kein genauer Zensus vorliegt, muss die Zahl der Sprecher des Paʂto deutlich über 30 Millionen liegen, aber das bleibt eine Vermutung.

[4]Skjærvø:“Next after Persian, Pashto is the modern Iranian language with the longest literary tradition and possesses a rich written and oral literature of high quality from the 16th century“ (Skjærvø, 1989, 384f; Penzl, 1955, 4f.)

[5]Siehe Ruhī, „Dǝ Paʂto adabiyāto tārīḫ, 2. ṭok“, 1999, 38-42

[6]Eine wichtige Einzeldarstellung bietet L.S. Loi, Il tesoro nascosto degli afghani (1987), eine vergleichende Betrachtung zur Frage der Echtheit des Pәṭa Xazāna, die im Gegensatz zu andere westlichen Gelehrten wie MacKenzie oder Elfenbein (in litteris apud Skjærvø, 1989, 385), zu dem Schluss kommt, dass diese Gedichtsammlung (angeblich) alter paschtunischer Autoren spät zusammengestellt wurde, jedoch älteres Material so seinen Weg in die Überlieferung fand.

[7]Eine Einführung in Stil und Sprache des Taẕkira ul-Awliyā' liefern sowohl Ḥabibi (2000, 5-20), als auch Hewādmals Monographie „ Də Paʂto naṣr atə sawa kāla“ („800 Jahre Paʂto-Prosa“) (1996, 23-153)

[8]Hewādmal (1996, 79); z.B. psht. mən „Geist, Verstand“ < *manah- vgl. av. manah- „Gedanke“, np. duš-man „Feind“ („feindlich gesinnt“).

[9]Das Auftreten mongolisch-türkischer Lexeme im Gedicht von Amīr Krōṛ z.B. yarġāl „ Überfall, Invasion“ weißt auf eine Entstehung nach 1200 hin (im Zuge der mongolischen Invasion) ( Pәṭa Xazāna, Edition nach Muḥammad Wardag, Wuppertal, 1994)

[10]Andreyev (2010, 91).

[11]Hewādmal (1997, 146-149)

[12]Hewādmal (1999, 94)

[13]Hewādmal (1999, 100)

[14]Hewādmal (1999, 101)

[15]Andreyev gibt für Daulat Lwāṇay das Jahr 1648 an (2010, 103); Die Angabe „ Only a few of his poems were published“ (Andreyev, 2010, 103) stimmt so nicht, da nach Hewādmal die Paʂto Ṭolǝna den Divan publiziert hat (Hewādmal, 1999, 103)

[16]Hewādmal (1999, 104)

[17]Hewādmal (1999, 104)

[18]Hewādmal (1999, 111)

[19]Einen Überblick liefert Hewādmal (1999, 121-130)

[20]Eine Sammlung der Werke von Ḫušāl Ḫān Ḫaṭak liefert die Ausgabe „ Dǝ Ḫušāl Ḫān Ḫaṭak kulīyāt“, Pešawar, 2007, 2.Druck.

[21]Diese Schätzung erfolgt aufgrund von Rückschlüssen aus der Chronik der Ḫaṭaks, der „tārīḫ-e muraṣṣa'“ von Afẓal Ḫān, eines Enkels von Ḫušāl Ḫān (Hewādmal (1999, 108)

[22]Die Bestimmung von Raḥmān Bābās Lebensdaten schwanken, da von ihm selbt keine Angaben überliefert sind. Aus historischen Verweisen seiner Gedichte könnte sich die Zeit zwischen 1650-1711 rekonstruieren (siehe hierzu: R.Samson, The Poetry of Rahman Baba, Pešawar, 2005).

[23]Hewādmal (1999, 175)

[24]Hewādmal (1999, 177)

[25]Hewādmal (1999, 197f.)

[26]Siehe oben zur Frage der Echtheit des Pәṭa Xazāna

[27]Hewādmal (1999, 216)

[28]So urteilt der bekannte paschtunische Dichter 'Abdulbārī Ğahānī in seiner kommentierten Dichteranthologie „ Dǝ muškō kārwān“ („Die Moschuskarawane“) (2007, 131)

[29]Hewādmal (1999, 225)

[30] 'Abdulbārī Ğahānī (2007, 98f.)

[31]Hewādmal (1999, 237f.)

[32]Die einzige aber sehr brauchbare Edition liegt vor von M. M. Hōtak, Kandahār, 2008.

[33]Hewādmal (1999, 246)

[34]Ruhī (2000, 86-88)

[35]Ruhī (2000, 149)

[36]Ruhī (2000, 154)

[37]Bartlotti (2010, 115)

[38]Ruhī (2000, 230-234)

[39]Ruhī (2000, 152)

[40]During my lengthened researches in, and long study of the Pus'hto langauge,...I could not fail being much struck with the beauty of some of the poetry of the Afghāns“ (Raverty, 1862, 1)

[41]Eine Übersetzung von u.a. paschtunischen Märchen und Volksüberlieferung bietet der Band „Afghanische Märchen“ (1985) herausgegeben von Manfred Lorenz.

[42]Weitere nennesnwerte Werke des Autors sind u.a. „Khushhal Khan Khatak (1613-1689): the beginning of Afghan national poetry“ (2001) und „Afghan poetry in the first half and the middle of the XVII century“ (2005)

[43]Aus dem Vorwort Ḥabibis zum ersten Band: „ Mit der Hilfe des allmächtigen Herren, bin ich es, der zum ersten Mal eine Geschichte der Paʂto-Literatur, jeder Wissenschaftler weiß, dass niemand zuvor sich an diese Arbeit herangewagt hatund auch frühere Generationen haben uns für diese Aufgabe keinerlei grundlegende Materialien hinterlassen

[44]Kritische Lektüre des Xeyr ul-bayān

[45]Die Wörter des Xeyr ul-bayān

[46]Geschichte der Paʂto-Literatur“

[47]Geschichte der Paʂto-Literatur, Band 2

[48]der kulturelle Ḫušāl

[49]Rypka, Iranische Literaturgeschichte, 1959


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